Römerlager Anreppen
 

Lagertor eingemessen
Delbrück-Anreppen - 27. März 2024

Der Förderverein Römerlager Anreppen plant die Teilrekonstruktion des Südtores des Römerlagers. Hier ist der Verein in den letzten Wochen weitergekommen. Zunächst konnte sich der Verein die Unterstützung dieses Projektes durch Herrn Dr. Julian Geiß sichern. Herr Geiß hat an der Universität Trier über römiische Holzbauten in Trier promoviert und ist daher ausgewiesener Kenner der römischen Holzbauweise. Sein Rat hinsichtlich des Projektes ist daher von hoher Bedeutung.

Am 22. März 2024 wurde ein weiterer Schritt getan. Frau Dr. Tremmel die zuständige Archäologin für das Römerlager hat mit Unterstützung des wissenschaftlichen Volontärs der Stadtarchäologie Paderborn Patrick Albert und weiteren Hilfskräften das Südtor eingemessen. Zumindest durch kleine Pflöcke im Boden kann man damit die Dimensionen des Südtores und der Holz-Erde-Mauer bereits erkennen.
Für Touristen ist es immer wieder erstaunlich zu hören, welche Größe die Lagertore hatten. Ausgehend von der Holz-Erdemauer, die eine Höhe von 3 Metern hatte (plus ca. 1,20 Brustwehr) hatten die beiden Türme eine weitere Ebene von ca. 2,50 Metern Höhe mit einer Aussichtsplattform darauf. Die Gesamthöhe betrug daher etwa 5,50 Meter. Die beiden Türme waren mit einer Brücke verbunden. Zusammen mit den Spitzgräben muss das Tor für Angreifer nahezu unüberwindlich geschienen haben.
Der Förderverein geht davon aus, dass in diesem Jahr noch weitere Schritte hinsichtlich der Teilrekonstruktion erfolgen.
Bildnachweis: Foto M. Köllner - 22.03.2024




Dr. Bettina Tremmel entführt in die Welt der Römischen Legionäre an der Lippe
Delbrück-Anreppen - 27. Januar 2024
Vor über 50 Besuchern in der Dorfhalle Anreppen enthüllte Dr. Bettina Tremmel faszinierende Einblicke in die Geschichte der Römer entlang der Lippe. Ihr Vortrag, moderiert von Manfred Köllner, dem Vorsitzenden des Fördervereins Römerlager Anreppen e.V., beleuchtete die strategische Rolle der Lippe als Lebensader für über 5000 römischen Legionäre.


Frau Dr. Tremmel beleuchtete die Ergebnisse der Grabungsgeschichte seit 1968 und führte die Zuhörer ein in die in den letzten Jahren durchgeführten nichtinvasiven Prospektionsmethoden, darunter Magnetometermessungen und archäologische Luftbildaufnahmen. Diese Methoden helfen dabei, bisher unbekannte Bereiche zu erforschen und die Struktur und Organisation dieser historischen Stätte zu identifizieren. Die Kombination dieser Techniken trägt dazu bei, die komplexe Organisation und die räumliche Gestaltung des Römerlagers in Anreppen genauer zu verstehen. Dies kann zur Entdeckung neuer Details über die Lebensweise der Legionäre, die Nutzung von Straßen und Gebäuden sowie die allgemeine Struktur des Lagers beitragen.
Die Standortwahl als hochwassersicherer Ort direkt an der Lippe spiegelt die kluge Entscheidung der Römer wider und so ist die einzigartige polygonale Form des Römerlagers in Anreppen den natürlichen Gegebenheiten des Geländes angepasst.
Großzügige Straßen, heute durch Kiesschüttungen markiert, dienten nicht nur dem Verkehr, sondern auch als Arbeits- und Lebensraum, wobei das natürliche Licht eine zentrale Rolle spielte. Diese Straßen fungierten zugleich aber auch als Feuerschneisen und somit als Schutz vor Bränden der in Holzbauweise erstellten Gebäuden.
Abfallgruben entlang der Straßen bieten Einblicke in die Entsorgung im Lager. Zentral im Lager liegen wichtige Gebäude wie Verwaltung, Praetorium und Tribunenhäuser. Die Mannschaftsbaracken und die für das Lager in Anreppen ungewöhnlich hohe Anzahl von Speicherbauten bilden einen Schutzkranz um diese zentralen Bauten.
Das Römerlager in Anreppen, Teil der Feldzüge unter Tiberius, ist durch schriftliche, archäologische und naturwissenschaftliche Quellen genau auf den Winter 4-5 n.Chr. datierbar. Mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit hat hier der Sohn von Kaiser Augustus und spätere Nachfolger auf dem Kaiserthron, Tiberius, einige Zeit gelebt.  Die Verbindung zu den Feldzügen des Tiberius legt nahe, dass das Lager nach den beendeten Feldzügen im Jahr 6 n.Chr. aufgegeben wurde.
Bildnachweis: Foto J. Wieners, 27.01.2024